Obwohl sich der Frühling weniger entschlossen zeigt, als ich es gewohnt bin, kommt er wirklich. Mit der aufkeimenden Frühlingssonne und den aufblühenden Blumen kommen Reisepläne in den Sinn. Denn neben der Musik ist das Reisen mit dem Zug eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Und wenn ich an eine Zugreise durch Europa denke, höre ich Mozarts Serenaden für 13 Blasinstrumente (auf Englisch Winds) und sehe die ersten Ziele vor mir. Warum, werde ich dir jetzt erklären.
Reisen gibt dem Leben Klang
Wie jeder andere, baue ich nach und nach einen reichen Katalog von Reiseerfahrungen auf. Eine Auswahl? Gegrillten Fisch an der griechischen Küste essen, gemeinsam Paella in Javea kochen, den Sonnenuntergang auf Mykonos genießen, lange Fahrten auf der deutschen Autobahn unternehmen, barfuß in AyaSofia laufen, auf dem Skydeck des Willis Tower Höhenangst haben oder eine zufällige Fährüberfahrt machen, mich in Krakau mit Wodka volllaufen lassen oder Silvester in Paris feiern, ein Straßenfest in Antwerpen genießen oder nach einer langen Reise an die Küste auftauchen sehen und das Meer riechen. Das Zelt in der Nähe des Wassers aufschlagen, die Haut vom ersten Sonnenbad straffen oder am Lagerfeuer in einem neuen Land vor mich hin träumen. Und natürlich gibt es auch musikalische Erlebnisse, wie den Jazz und die Atmosphäre in New Orleans oder den Chorgesang in Split zu genießen. Oder mein Versuch, ein Musical in London zu schärtzen und die vielen Konzertbesuche in verschiedenen Städten Europas. Wie Paganini in Zagreb, Schostakowitsch in Bukarest, Haydn in Prag, Mozart in Eindhoven, Puccini in Maastricht, Rossini in Triest, Korngold in Sittard und Rimsky-Korsakow in Wien.
Musik und Reisen verleihen sich gegenseitig eine zusätzliche Dimension
Man denke nur an Händels Wassermusik, die für den König geschaffen wurde, und während die Musiker auf der Themse segelten und spielten, wurde die musikalische Botschaft vom Monarchen verkündet: “Ich bin dein König.” Musik und Reisen sind also eng miteinander verbunden. Auch Komponisten, wie die heutigen Popstars, sind viel gereist, und Reisen ist eine Bewegung, die neue Eindrücke vermittelt und ein elementarer Bestandteil der Fähigkeit ist, Kunst zu schaffen. Jeder Künstler braucht ständig neue Eindrücke, Bilder und Erfahrungen, die in gewisser Weise in ein neues Kunstwerk münden. Ein Musikstück, das dies für mich sehr stark repräsentiert, ist, wie gesagt, eine Komposition von Mozart, nämlich seine: Serenade Nr. 10 für 13 Bläser in B-Dur, K. 361. Ein Ensemble von Bläsern umgibt einen Kontrabass und lässt uns die Bewegung, die sie erzeugen, auf leichte und farbenfrohe Weise genießen. Der berühmteste Teil ist die Gran Partita, III Adagio, die auch im Film Amadeus gespielt wurde und die die Grundlage für diese Komposition bildet. Das erinnert mich immer an eine Zugfahrt. Der Zug dampft durch grünes und ungewohntes Gelände und wird von den Vögeln stimmungsvoll eskortiert. Der Zug passt seine Geschwindigkeit an, fährt aber weiter. Reisen ist wie mit dem Wind gehen, sich ohne Ballast schnell bewegen können. Mozart komponierte dieses Werk kurz nachdem er Salzburg mit Wien getauscht hatte. Es ist, als ob man seine Erleichterung über diesen Schritt spüren kann, wenn man dieses Werk hört.
Was werden meine nächsten Ziele sein?
Wie ich bereits sagte, ist es an der Zeit, wieder loszulegen. Es gibt noch so viele tolle Ziele, wie die Oper in Verona oder Aida bei den Pyramiden, oder ein Sommerfestival für klassische Musik, davon gibt es ja viele. Ich lasse mich immer wieder überraschen, aber in den kommenden Monaten werde ich Riga und Warschau besuchen, bevor ich in die Perle an der Donau zurückkehre, die auch in Zukunft der Mittelpunkt meiner Reisen sein wird. Dort kann ich, nachdem ich meine Heimatbasis gesichert habe, wieder in alle Richtungen gehen und natürlich auch in die Oper.
Diese Musik bringt aber auch eine andere Erinnerung zurück, nämlich an die Zeit, als ich Saxophonist in einen Harmonie war. Ich habe wieder Lust, ein Instrument zu spielen, aber diesmal die Klarinette. Leicht mitzunehmen und ein Lieblingsinstrument von Mozart. Das werde ich tun, wenn ich wieder in der Stadt des guten Windes lebe. Wer weiß, vielleicht lerne ich dann ‘An der schönen blauen Donau’.